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Autor: noccis Blog

Wenn es in der eigenen Familie ist

Wenn es in der eigenen Familie ist

… und was es mir schwer macht.

Heute schien es eigentlich ein guter Tag zu werden. Meine Liebste hatte die Möglichkeit nach Hause zu kommen und ein paar Stunden den Klinikalltag zu vergessen.

Die Wochenenden tun ihr und mir ganz gut, denn dort hat darf sie das, solange wir uns an die allgemeinen Auflagen halten. Und das fällt uns nicht schwer. Draußen ist es eh kalt und ungemütlich.

Doch heute war auch der Tag, an dem die unserer Meinung nach schon überfällige Bekanntgabe für die Einschränkungen, die das öffentliche Leben für einen Großteil unserer Gesellschaft herunterfahren sollen – ich mag es nicht Lockdown nennen, denn wir sind ja nicht eingesperrt oder so.

Wir sind auch keine großen Familienmenschen – von daher ändert sich auch für die Festtage nicht viel. Wir werden auch keinen Besuch von meiner Schwester bekommen, die nur ein paar Meter weiter wohnt und sich durch ihren Job auch direkt vor den Feiertagen einmal testen lassen kann. Das ist uns trotz allem nicht sicher genug.

Lediglich meine Liebste hat hier und da noch ein wenig Familie, teils in Mitteldeutschlabd und die Tochter, die mit ihrer Familie in Süddeutschland lebt.

CN: schwierige Familienverhältnisse – Teil 2 – diesmal anders

Und kaum wurden die entsprechenden Verfügungen heute veröffentlicht, schickt die Tochter ihr ein “Meme” – ich werde es hier nicht zeigen, aber es ging im Grunde darum, dass dort auf einem Foto Putin und Merkel zu sehen sind – dann in einem Text beschrieben wird, dass eine der beiden Personen, das eigene Volk unterdrückt, bla bla, und die andere Person Wladimir Putin sei.

Wir waren platt – gut, die Tochter hat schon teilweise heftige Ansichten. Eigentlich schon seit vielen Jahren, aber hat irgendwie (zumindest “gefühlt”) immer wieder die Kurve genommen, um nicht ganz radikal da zu stehen. Aber das heute hat uns doch schockiert und meine Liebste hat entsprechend geantwortet, klar gesagt, dass sie das nicht mal annähernd witzig findet oder der Inhalt in irgendeiner Art und Weise stimmen könnte… und sie hat sich dann zu mir umgedreht und dann gesagt. “Du nocci, ich glaube, sie wird mich wieder blocken und vermutlich nicht mehr mit mir schreiben oder gar reden.”

Ja, das sagt sich vielleicht recht leicht als Reflex oder auch zum Selbstschutz – aber ich kann nur erahnen, was da in meiner Liebsten vorgeht, die oftmals sehr darunter leidet, keinen Kontakt zur einzigen Tochter, zu ihren Enkeln zu haben. Zum Glück sind einige schon in dem Alter, selbst den Signal-Messenger zu benutzen. Aber insgesamt alles sehr krass.

Und in solchen Momenten denke ich natürlich auch wieder an meine Beziehung zu meinem Vaddern.

Klar, im Grunde ist hier alles anders – hat alles komplett andere Gründe – aber in mir tobt ein Zwiespalt und ich hätte gerne der Tochter meiner Liebsten etwas geschrieben oder ihr zumindest beispielsweise nur den Link zu Amnesty International geschickt, in dem erklärt wird, wie groß die Unterdrückung des Volkes in Russland ist. Wie sehr die Meinungsfreiheit dort eingeschränkt ist, wie sehr das Volk unter Putin leidet. Und das wenn es doch eine Diktatur hier geben sollte, die Tochter niemals ungestraft solche “Memes” verschicken könnte.

Aber ich halte mich zurück, denn dies steht mir einfach nicht zu. Ich kann nur für meine Liebste da sein, sie bestärken, sie unterstützen oder sie auch wieder auffangen, falls der Kontakt zu ihrer Tochter wieder “eingefroren” wird.

Update:
Zum Bruch bzw. Block ist zum Glück doch nicht gekommen, allerdings ist die Situation noch ein wenig angespannt.

Manchmal bin ich traurig

Manchmal bin ich traurig

Tja… warum sollte es mir auch anders gehen als vielen, vielen anderen Menschen da “Draußen”. Ich versuche Euch mal zu erzählen, was durchaus und immer wieder einen gewissen Teil meiner Traurigkeit ausmacht:

CN: Es geht um Familie und teils schwierige Verhältnisse zueinander

Also… wie fange ich das nun an? Puh.

Mein Vater, ich nenne ich einfach nur Vaddern – das mag meiner Natur entsprechen, da ich ziemlich weit im Norden geboren und aufgewachsen bin.

Nun, Vaddern und ich haben eine eher seltsame Beziehung zueinander. Früher und in meiner Jugend war es so, dass aufgrund seines Handelns und seiner Art irgendwann meine große Schwester und ich den Part beider Elternteile übernommen haben.

Anfangs war es noch okay mit ihm. Er war mein Held, mein Vaddern. Wie Mensch sich das so vorstellt. Durch ihn habe ich die Liebe zur Musik entwickelt, auch Gitarre hat er mir anfangs noch beigebracht.
Also irgendwie die “Heile Welt”, oder?

Aber dieses Bild hielt nur solange, bis er irgendwie seinen Halt in dieser Welt, seinen Job und auch seine Frau verloren hat, denn meine Muddi hat es irgendwann nicht mehr ausgehalten und sich scheiden lassen. Wie es dazu kam, möchte ich an dieser Stelle eher (noch?) nicht erzählen, aber soviel habe ich inzwischen gelernt: Vaddern ist ein Narzisst.

Meine Schwester und ich haben uns also um ihn gekümmert, ihn öfter mal Abends in der Stadt gesucht, weil er nicht nach Hause kam und in ein einer Kneipe gefunden, ihn dann Heim gebracht. Wir wurden irgendwie und irgendwann seine Mutter und sein Vater. Verkehrte Welt. Und alles sehr sehr ungesund.

Das alles war für mich persönlich nur ein weiterer Baustein, meines damals schon sehr maroden Hauses. Ein Haus das über alle Maßen einsturzgefährdet war.

Langer Rede, kurzer Sinn… nach vielen Jahren der Therapie und meiner Einsicht, dass diese Beziehung nicht richtig ist, gab es einen Punkt, an dem ich einen Kontaktabbruch vollziehen musste. Es hat mehrere Anläufe gebraucht, bis dieser auch auf Dauer geklappt hat.

Vaddern lebt nun aber auch seit gut 18 Jahren nicht mehr in Deutschland, sondern mit wechselnden Wohnsitzen in Thailand. Also weit weg. Sehr weit weg. Zwar kommt er alle paar Jahre mal wieder nach Deutschland, aber ich wollte ihn die letzten Male einfach nicht mehr sehen.

Wir schreiben uns aber beispielsweise zu Geburtstagen via “Signal”. Das sieht dann in etwa so aus:

Ich:     “Alles Gute zum Geburtstag. Hoffe, Du bist und bleibst gesund und munter. Lass es Dir gut gehen.”

Vaddern: “Jo”

Das war dieses Jahr – und nein, da kam nichts weiter. Als wenn das alleine nicht traurig genug sein sollte, oder? Ich weiß ja auch nicht, aber ich mache mir immer wieder so meine Gedanken, was in ihm vorgeht. Ich habe mir beispielsweise große Sorgen gemacht, als es in Thailand richtig los ging mit Corona – denn er hat dort keinerlei Krankenversicherung oder eine ähnliche Absicherung. Er hat auch keine Reichtümer, lediglich eine ganz kleine Rente, die hier in Deutschland auch aufgestockt werden würde. Aber dann den Kontakt zu suchen, fällt mir wirklich sehr schwer. Und das tut mir dann auch leid.

Aber es macht mich einfach traurig, dass er weder meine Schwester, die ja Arzthelferin und darüber hinaus Hochrisikopatientin ist und wirklich eine sehr schwere Zeit hat, oder mich nicht ein einziges Mal gefragt hat, ob es uns gut geht. Ob wir gesund sind, ob wir “in Sicherheit sind” – Das tut mir weh. Das macht mich traurig. Und ja, manchmal will ich auch gerne mal das Kind sein, um das sich gesorgt wird.

Ich verstehe vielleicht nicht, wie andere Familien “funktionieren” – ich habe da nicht viel, womit ich die Dinge, die ich im Fernsehen, in Filmen oder in Büchern aufnehme, vergleichen kann. Aber ich spüre einfach, dass es falsch ist… und traurig.

Selbstverständlich sind diese Erfahrungen für mich nichts Neues. Sie sind ein Teil von mir. Ein Teil meines Lebens – und ich habe vieles akzeptiert und versuche es als gegeben anzunehmen. Aber es gibt einfach Tage, da fällt es mir schwerer als an anderen Tagen. Ihr kennt das sicher.

Fick Dich, Vaddern!

Und natürlich, jetzt in der Weihnachtszeit, die ja für viele Menschen Familie und Freunde und Liebe bedeuten, macht es mir das Herz ein wenig schwerer als im restlichen Jahr. Denn dort werde ich nicht von allen Seiten damit “vollgeballert”

Nicht falsch verstehen: Ich gönne Euch allen diese Vorfreude, das Zusammensein, den wieder enger werdenden Kontakt zur Familie, auch wenn es dieses Jahr doch alles ein wenig anders aussieht als vielleicht die Jahre zuvor.

Ich weiß ebenso, dass viele auch ein eher gespaltenes Verhältnis zur Familie haben und sich auch eher abschotten, alleine sein wollen und dieses Weihnachten einfach nur hassen – aber bitte nehmt es mir nicht übel, dass ich hier in diesem Blog versuche, mich selbst ein wenig zu reflektieren und es tut mir ehrlich auch Leid, dass ich auf die Leser eventuell zu wenig Rücksicht genommen habe.

So… nun ist es raus. Es ist nun in der Welt. Ein Teil meiner kleinen Geschichte. Der Geschichte eines ehemals kleinen Jungen aus dem hohen Norden.